Ansichtskarten-Händler Schröpfer von Buchetcuriosa im Interview

Das Ansichtskarten Versandgeschäft Buchetcuriosa von Frau & Herr Schröpfer

Ansichtskarten sind bereits seit der vorherigen Jahrhundertwende ein attraktives Sammelgebiet, das sich für enthusiastische Sammler auch zu einem echten Vollzeit-Beruf, den des Ansichtskarten-Antiquars, entwickelt hat. Kundige Sammler greifen gerne auf das Fachwissen und die Erfahrung eines derartigen Spezialisten zurück und kaufen Ihre Karten auch gerne über das Internet.

Unser oldthing-Reporter traf sich mit einem Berliner Händler und konnte so manches interessantes erfahren. Lesen Sie hier unser Interview:

Herr Schröpfer, Sie betreiben das Ansichtskarten-Antiquariat bzw. den Online-Shop „buchetcuriosa“ bei oldthing.de. Wie ist es dazu gekommen das Sie mit Ansichtskarten handeln und was ist Ihr Ursprungsberuf?
Ich war über 30 Jahre als Kaufmann der Immobilienwirtschaft tätig und habe für größere Wohnungsbaugesellschaften gearbeitet. Da meine Frau und ich sehr gerne lesen hatte sich mit den Jahren ein Bestand von 8-10.000 Büchern angesammelt der teils in der Wohnung, teils im Keller oder in der Garage gelagert wurde. Also dachten wir, das wir so einiges auf Flohmärkten verkaufen könnten um unser Hobby zu finanzieren. Das mit den Ansichtskarten war dann eher Zufall.

Zufall?
Ansichtskarten werden oft als Lesezeichen in Büchern verwendet. Wir haben die immer rausgenommen und extra gesammelt. Als wir so 300-400 Karten zusammen hatten, haben wir diese auf den Flohmarkt mitgenommen und abverkauft. Das Interesse der Kunden hat mich dann doch überrascht.

Leben Sie ausschließlich von Ihrem Handelsgeschäft oder ist das Antiquariat für Sie eher ein Nebengewerbe?
Wenn man das ernsthaft betreibt ist das auf jeden Fall ein voller Beruf. Meine Frau und ich leben schon seit einigen Jahren ausschließlich vom Antiquariatshandel. Überwiegend bieten wir Ansichtskarten aus den Jahren vor 1945 an. Aber auch einige Bücher, Sammelbilder etc.. Halt alles aus Papier.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag eines „Philokarten“ aus?
Das ganze Geschäft läuft ja online-mäßig. Einen Laden wollen wir nicht. So gegen 10:00 Uhr fangen wir an und rufen unsere Mails ab um zu schaun, was die Nacht so gebracht hat. Das dauert dann so 2-3 Stunden. Dann wird die bestellte Ware herausgesucht, Rechnungen geschrieben, verpackt etc. Zudem sind Kundenanfragen zu bearbeiten, Neuerwerbungen zu scannen, zu beschreiben und in die verschiedenen Shops hochzuladen. So gegen 17:00 Uhr gehe ich dann zur Post und liefere die bereits bezahlten Bestellungen ein. In der Regel ist dann Feierabend. Abends kommen aber auch oft noch Ankäufe hinzu. Am Wochenende Flohmärkte besuchen ist natürlich Pflicht.


(Foto: Frau und Herr Schröpfer in ihrem zum Ansichtskarten-Büro umgebauten Wohnzimmer)

Man braucht dabei wohl doch eine gewisse Selbstdisziplin, oder?
Ja, weil sonst läuft der Tag ungeordnet und alles versinkt im Chaos.

Können Sie etwas ganz allgemeines über das Sammelgebiet „Ansichtskarten“ erzählen?
Ansichtskarten sind immer auch Zeitdokumente. In den Motiven wird die Mode der Zeit abgebildet. Eine Ansichtskarte wurde früher viel öfter versendet als heute. Früher, ich meine so in den 1910er Jahren, wurde die Post ja auch 2-3 mal am Tag ausgeliefert. Da haben sich die Leute per Postkarte für morgen zum Essen verabredet oder anderes aus dem täglichen Leben miteinander kommuniziert. Später dann, so in der 1950 Jahren als Auslands-Urlaube auch für ganz normale Menschen bezahlbar wurden, boomten die Ansichtskarten. Die Leute haben sich dann Sammmelalben eingerichtet und konnten sich so den Welt ansehen, auch wenn sie sich das sonst nicht leisten konnten.

Was ist das interessante an Ansichtskarten?
Ansichtskartensammler sind sehr verwöhnte Menschen die oft sehr genau wissen was Sie wollen. Als Verkäufer von Wohnungen und Häusern war ich anspruchsvolle Kunden gewohnt, das ist auch noch heute so. Ob ein Haus für 500.000 Euro oder eine Karte für 4 Euro. Der Kunde ist genauso kritisch. Da hilft dann nur eine gute Beschreibung der Karte. Ein Knick in der Karte ist etwas ganz andere als eine „gebrochene Ecke".

Was ist eine gebrochene Ecke?
Ansichtskarten sind in der Regel nicht neuwertig. Ecken sind dann gerne auch mal bestoßen oder haben einen Knick. Dieser Knick kann dann 0,5 cm, 1 oder auch 2 cm lang sein und wird als „gebrochene Ecke“ oder Eckbug bezeichnet. Das muß alles ordentlich beschrieben sein. Außerdem scannen wir die Karten in hoher Qualität ein und stellen das Bild ins Internet.

(Foto: Herr Schröpfer zeigt seine schönen Karten)

Wer ist ein „typischer“ Kunde ?
Typische Kunden gibt es nicht. Außer vielleicht, das AK-Sammler wohl eher ältere Herren sind. Aber es gibt auch Institutionen die Sammeln bzw. Ansichtskarten ankaufen. Heimatsammler und Heimatmuseen kaufen auch gerne bei uns ein. Viele Nachfragen kommen auch aus dem Ausland.

Wo bzw. wie bieten Sie Ihre Angebote an?
Ich betreibe 3 Shops im Internet. Bei ebay hatte ich dann auch mal Auktionen versucht, was aber nichts gebracht hat. Heute biete ich generell nur per Festpreis und in Ausnahmefällen per Preisvorschlag an. Delcampe, eine Plattform aus Belgien, ist für französische und belgische Postkarten sehr interessant. Die werden nur dort angeboten. Bei oldthing habe ich gute Erfahrungen mit Sonderaktionen gemacht. Ich hatte dann ganze Posten eingestellt und jede Karte für 1,98 Euro angeboten, was wirklich günstig ist.

Wo bzw. wie kaufen Sie Ihre Ware an? Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, ob Angebotenes überhaupt interessant oder verkaufbar ist?
Wir gehen natürlich regelmäßig auf Flohmärkte und Börsen. Wenn man als Händler bekannt ist, kommen die Ankäufe aber oft auch von ganz alleine. Zudem verteilen wir Flyer und schalten ab und an eine Kleinanzeige. Bei Händlern kaufe ich nur ein, wenn ich denke, das es für die Karten einen Interessenten gibt, der dieses Feld sammelt. Wenn ich sie dann nicht verkaufe, werden sie halt eingestellt. Ich orientiere mich in der Preisfindung auch an den Mitbewerb und denke das dass die anderen Händler auch so machen.

Bei oldthing listen Sie aktuell über 4000 Angebote, welches Ihrer Stücke würden Sie aber nie verkaufen, und warum?
Meine Ansichtskarten stehen alle zum Verkauf. Anders ist das bei Büchern. Mir wurde vor einigen Wochen eine sehr unscheinbare Erstausgabe von Heinrich Heine angeboten. Dieses Buch ist in einem hervorragenden Zustand und ist obwohl mit Ledereinband sehr schmucklos. Dieses Buch werde ich zuerst einmal lesen und mich später entscheiden ob ich es je verkaufe.

Wie stellen Sie sich die weitere Entwicklung Ihres Geschäftes vor?
In 3 Jahren habe ich mein Rentenalter erreicht, dann wird es sicher etwas ruhiger Dann wollen wir uns wieder mehr auf das sammeln verlegen Aufhören werden wir aber wohl nie ganz. Dieser Beruf ist für mich eher eine Berufung oder auch Passion. Da gibt es noch viel interessantes zu entdecken.

Herr Schröpfer, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Lotar Küpper 07/2012

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